Die Leipziger Messe erweitert ihr Geschäft um neue Messen, Kongresse und Services für Veranstalter. Neu sind auch Veranstaltungsformate wie eine AusÂsteller-Roadshow und ein Community-Event oder die Funktion als Gastveranstalter an anderen Messeplätzen. Die Breite der Leistungen ist Ausdruck der UnterÂnehmensstrategie. Vor zwei Jahren hatte Geschäftsführer Martin Buhl-Wagner eine Neuausrichtung des Unternehmens als integrierter Messeveranstalter angekündigt. Zusammen mit Geschäftsführerkollege Markus Geisenberger zog er nun eine erste Bilanz.
Drei neue Messen stehen 2012 im Programm. Die new mobility ist eine Eigenentwicklung des Hauses, die Mitteldeutsche Absolventenmesse wurde vom bisherigen Veranstalter übernommen, und „Die 66“ wird in Kooperation mit Deutschlands erfolgreichster 50plus-Messe veranstaltet. 2011 feierten bereits die med.Logistica, die WORLD OF TROPHIES sowie die Gastmesse BEAUTY FORUM in Leipzig Premiere. Für das Programm 2013 wurde die Fachmesse CosmeticBusiness zugekauft, eine strategische Investition in das Portfolio der Leipziger Messe, das in den kommenden Jahren weiter wachsen soll.
Doch die Leipziger Messe geht noch weiter, schafft eigene Formate der Live-KommunikaÂtion für die neuen Ansprüche der Internet-Generation. Wie nähert man sich beispielsweise einer sensiblen Community, die sich der Offensivwerbung klassischer Messen verschließt? Die GeoGames waren eine erfolgreiche Lösung dafür. Das Mega-Event der Geocacher lockte im Juni über 4.000 Teilnehmer aus aller Welt nach Leipzig. Und das Pilotprojekt schuf Vertrauen. Die Neuproduktentwicklung der Leipziger Messe arbeitet weiter daran, neue Veranstaltungen aus der Entstehung neuer Medien und Branchen abzuleiten.
Innovativste Messe Deutschlands
„Wir sind eine der innovativsten Messen in Deutschland“, sagt Martin Buhl-Wagner, Sprecher der Geschäftsführung. „Keine andere Gesellschaft hat in den letzten 20 Jahren so viele Messen erfolgreich im Markt platziert wie wir.“ Seit 1991 wurden mehr als 30 eigene Messen dauerhaft in Leipzig verankert. Große Flaggschiffe wie die Leipziger Buchmesse, die Auto Mobil International, das Messedoppel Z/intec und die Weltleitmesse ORTHOPÄDIE+REHA-TECHNIK werden begleitet von anerkannten Fachmessen wie der denkmal sowie durch zahlreiche nationale Branchentreffs und Publikumsveranstaltungen.
Neue Liga, neues Format
Die Auto Mobil International (AMI) hat in diesem Jahr den Sprung in die internationale Liga geschafft. Der neue Zweijahresturnus taktet die AMI im Wechsel mit der IAA FrankÂfurt. In der Automobilbranche bildete sich daraufhin der Konsens, Leipzig als internatioÂnale Premierenschau aufzuwerten.
Die Aussteller der jungen Fachmesse AMICOM profitieren von einem neuen Format, das die Ordertermine besser berücksichtigt und die Erreichbarkeit der Fachbesucher erheblich vergrößert. In einer deutschlandweiten Roadshow tourten AMICOM-Aussteller samt Messeständen in alle Himmelsrichtungen und anschließend zum Finale nach Leipzig. Zusammen mit dem Leipziger Messedienstleister FAIRNET hat die AMICOM hier erstÂmals ein Format angeboten, das die Effizienz klassischer Messen deutlich steigert.
Trommeln für den Messeplatz Leipzig
Als Messe- und Kongressstandort hat Leipzig international an Bedeutung gewonnen. Das lässt sich auch an der Zahl und Größe der Gastveranstaltungen erkennen.
Rund 90 Kongresse finden 2012 in Leipzig statt, zusätzlich zu den Messen und ihren begleitenden Fachprogrammen. Im Juni nutzte zum allerersten Mal ein US-amerikaÂnischer Veranstalter das Congress Center Leipzig (CCL) für den CYTO-Kongress. Martin Buhl-Wagner sagt zur Akquisitionsstrategie: „Wir stehen im internationalen Wettbewerb mit hochleistungsfähigen Kongresszentren. Das unbekanntere Leipzig hat zwei Vorteile: Erstens bieten wir einen starken individuellen Service aus unserer eigenen UnterÂnehmensgruppe. Zweitens haben wir durch regionale Allianzen eine hohe BranchenÂkompetenz in mehreren Clustern geschaffen.“ Gerade im Bereich der Medizin genieße Leipzig einen exzellenten Ruf. Die Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig und den Forschungsinstituten sei eine wesentliche Grundlage dafür, dass die Zahl, die Größe und die Bedeutung der medizinischen Messen und Kongresse in Leipzig gestiegen seien. Das zeigt sich auch am Beispiel des Leipziger Tierärztekongresses. Er wurde gemeinsam mit der Universität Leipzig entwickelt und war zu seiner sechsten Auflage Anfang 2012 bereits die größte Fortbildungsveranstaltung für Veterinärmediziner in Europa.
Für die Entwicklung des Kongressgeschäftes sieht Buhl-Wagner zusätzliche Kapazitäten in der Kongreßhalle, die dem Leipziger Zoo gehört und derzeit aufwändig restauriert wird. „Wir unterstützen schon heute die Bewirtschaftung des Gebäudes, soweit es die BauÂarbeiten zulassen, und möchten auf jeden Fall später den Betrieb übernehmen. Die AufÂtragslage im CCL bietet gute Prognosen für einen zweiten Standort.“
Kongresse sind für Leipzig ein besonders nachhaltiger Geschäftszweig, denn die lange Aufenthaltsdauer der Teilnehmer fördert die Umsätze lokaler Betriebe. Durch ÜberÂnachtungen, Restaurantbesuche, Taxifahrten, Besuche von Kultureinrichtungen, Einkäufe usw. entsteht im Umland noch einmal das 13-fache des Kongressumsatzes selbst. 2011 zählte das CCL 78.000 Teilnehmer allein zu den messeunabhängigen Kongressen.
Potenzial sieht Martin Buhl-Wagner auch in der Vermietung des Leipziger Messegeländes für Gastmessen, Shows, Sportveranstaltungen und Konzerte. Erfolgreiche Kooperationen gäbe es schon seit vielen Jahren, zum Beispiel mit den Organisatoren der Touristik & Caravaning, der Motorradmesse oder der Fachdental. „Trotzdem haben wir noch Platz und könnten mehr Veranstaltungen aufnehmen. Wir trommeln laut in der Branche, damit es sich herumspricht.“ Im laufenden Jahr hatte sich zum Beispiel der Germany Travel Mart (GTM) für Leipzig entschieden; das ist der größte Incoming-Workshop für das Reiseland Deutschland. Auch Freestyle Motocross und Tanzmeisterschaften haben in den Leipziger Messehallen eine gute Tradition. „Unser Gelände ist so konstruiert, dass wir sehr flexibel unterschiedlichste Anforderungen erfüllen können“, erklärt Martin Buhl-Wagner. „Mit einer langfristigen Investitionsstrategie passen wir die Messehallen und das CCL immer wieder den aktuellen Trends und Bedürfnissen an.“
Erweiterung des Portfolios durch Zukäufe
Zum ersten Mal agiert die Leipziger Messe 2013 selbst als Gastveranstalter – zumindest innerhalb Deutschlands. In München richtet sie die CosmeticBusiness aus, die vor einigen Wochen gekauft wurde. Die internationale Fachmesse ist die einzige Zuliefermesse der Kosmetikindustrie in Deutschland. Geschäftsführer Markus Geisenberger sieht darin eine wichtige Erweiterung des Portfolios: „Deutschland ist der größte Kosmetikmarkt Europas – und die CosmeticBusiness eine hervorragende Branchenplattform der Industrie im In- und Ausland. Sie hat großes Entwicklungspotenzial.“ Künftig seien weitere Zukäufe denkbar, sofern sie zur Produktstrategie der Unternehmensgruppe passten, so Markus GeisenÂberger.
Mit der Leipziger Messe um die Welt
Im Ausland veranstaltet die Leipziger Messe seit längerem Messen oder ist als KooperaÂtionspartner beteiligt. Das ist – neben der Organisation von deutschen GemeinschaftsÂständen – Geschäftszweck der Tochtergesellschaft Leipziger Messe International (LMI). Regionale Schwerpunkte für eigene Veranstaltungen sind Osteuropa und China.
Im September 2011 feierte die denkmal Moskau Premiere, die immer in den ungeraden Jahren stattfinden wird (abwechselnd zur Leipziger denkmal-Messe). 2013 findet erstmals in Indien der ISPO-Weltkongress in Hyderabad statt, eine Kooperation mit dem ISPO-Weltverband. Darin zeigt sich das Know-how, das in Leipzig mit der Weltleitmesse ORTHOPÄDIE+REHA-TECHNIK aufgebaut wurde. Verwandte Projekte, bei denen die LMI als Partner agiert, sind die People & Health in St. Petersburg (Russland), AOPA in Boston (USA), CRSE in Qingdao und Rehacare&Orthopedic Canton in Guangzhou (beide China).
Ähnlich erfolgreich kooperiert die LMI mit ausländischen Messegesellschaften zum Thema Bauwirtschaft und Restaurierung. Neben der denkmal Moskau ist sie MitveranÂstalter bei fünf Baumessen in Russland, Weißrussland und der Ukraine.
Neu im Portfolio sind die Lisderevmash in Kiew (Ukraine) – eine Messe für HolzverarbeiÂtungsmaschinen, die Gifts Expo in Moskau und die Schuhfachmesse Sibshoes in NovoÂsibirsk. Auch bei diesen Veranstaltungen ist die LMI Mitveranstalter.
Geschäftsführer Markus Geisenberger baut mit der Auslandsstrategie wesentlich auf Kompetenzen der Muttergesellschaft. „Im Vordergrund steht, unser vorhandenes Know-how und die Netzwerke zu nutzen, die durch die Leipziger Messen bestehen. Wir sind damit nicht nur ein verlässlicher Partner für ausländische Messegesellschaften, sondern bieten gleichzeitig den Leipziger Kunden und Partnern einen Mehrwert, sofern sie an Auslandsmärkten interessiert sind.“
Komplettdienstleister im eigenen Haus
Auch der Messedienstleister FAIRNET begleitet seine Kunden ins Ausland, hauptsächlich mit der Konzeption, dem Bau und der Komplettbetreuung von Messeständen. Während der ersten sechs Monate des laufenden Jahres setzte FAIRNET 15 Projekte in zehn Ländern um. Insgesamt bearbeitet die Messetochter über 730 Projekte im Jahr, je zur Hälfte am Stammplatz Leipzig und an anderen Messestandorten. Wie alle TochtergesellÂschaften ist die FAIRNET ein wichtiger Servicepartner des Leipziger Messe-Netzwerkes. Für die Entwicklung von Sonderformaten wie der „AMICOM on Tour“ können die MesseÂmanager hier auf weitreichende Kompetenzen im eigenen Hause zurückgreifen. Der Komplettdienstleister konzipiert Präsentationen, setzt sie um und organisiert bei Bedarf das gesamte Rahmenprogramm bis hin zu exklusiven Events. Erfolgreich ist die FAIRNET weit über Leipzig hinaus – und das in zunehmendem Maße. Allein im ersten Halbjahr 2012 beauftragten 20 Neukunden den Dienstleister, was zu einer Umsatzsteigerung von über einer Million Euro führte – zusätzlich zum Stammkundengeschäft.
Messecaterer in der ganzen Region unterwegs
Eine stabile Säule ist auch die Gastronomietochter fairgourmet für die UnternehmensÂgruppe. Der Stammcaterer des Hauses betreut sämtliche Messen, Kongresse, Shows und Events auf dem Messegelände. Als größter Caterer Mitteldeutschlands ist die fairgourmet außerdem für Firmen- und Kulturveranstaltungen, Bürgerfeste und Empfänge in WirtÂschaft und Politik prädestiniert. Auf Leipziger Großveranstaltungen wie den Classic Open oder Bach on Air bedient die fairgourmet ebenso wie zur Leipziger Weihnachtsdinnershow im alten Stadtbad. Selbst die Gastgeber großer Privatfeiern bestellen die Messe-Profis gern zu sich nach Hause. Die wachsende Nachfrage von Privatkunden veranlasste den Messecaterer zum Aufbau eines neuen Geschäftszweiges. Produkte der fairgourmet können neuerdings direkt erworben werden, zum Beispiel auf dem Leipziger WochenÂmarkt, auf dem Weihnachtsmarkt und natürlich auf den Publikumsmessen.
Vorreiter im Messewesen
„Unser Servicenetzwerk ist eine feste Basis der Geschäftsentwicklung“, sagt Martin Buhl-Wagner. „Neben den Messen und Kongressen verdienen wir auch an den DienstÂleistungen der fünf Tochterunternehmen. Das breite Portfolio ist zum einen krisensicher – so haben wir nach der Wirtschaftsflaute 2008 deutlich weniger Einbußen hinnehmen müssen als andere Messegesellschaften. Zum anderen ergibt sich aus der Vernetzung ein hohes Serviceniveau in allen Geschäftsbereichen.“ Das sei ein klarer WettbewerbsÂvorteil und berge Wachstumspotenzial, so Buhl-Wagner. Das Ziel seien möglichst große Leistungspakete, die dem Kunden auch die Koordination erleichtern. „Wir sind eine der ältesten Messen der Welt und eine der innovativsten, aber wir wollen auch eine der effiÂzientesten werden“, kündigt er an.
Ein Vorreiter ist die Leipziger Messe auf jeden Fall schon in puncto Nachhaltigkeit. Als erste deutsche Messegesellschaft wurde sie 2010 mit dem Green Globe Siegel zertifiziert. Die anspruchsvollen Kriterien müssen jedes Jahr neu erfüllt werden. Für die GeschäftsÂführer Martin Buhl-Wagner und Markus Geisenberger ist Nachhaltigkeit kein politisches Statement, sondern ein zentraler Bestandteil der Unternehmensphilosophie und eine Geschäftsgrundlage. „Wir müssen als Messeveranstalter immer ein Stück in die Zukunft schauen, um erfolgreich in der Gegenwart zu sein, denn wir bilden Trends ab“, so Buhl-Wagner. „Die Gesellschaft und die Wirtschaft verändern sich. Das eigene nachhaltige Wirtschaften wird zum Wettbewerbsfaktor. Für unsere Kunden schließt das die BedinÂgungen auf Messen und Kongressen ein.“